Bundesagrarministerin beruft für September Krisengipfel ein / CDU im Land mit eigenem Paket
Aus der Volksstimme von Alexander Walter
Angesichts der Waldschäden plant Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) im September einen Krisengipfel.Die CDU im Landtag will so lange nicht warten.
Hamburg (AFP/aw) „Unser Wald ist massiv geschädigt“, sagte Klöckner gestern der „Rheinischen Post“. Bundesumweltministerium, Grüne und Umweltschützer sprachen sich für einen Strategiewechsel hin zu naturnahen Mischwäldern und naturbelassenen Urwäldern aus.
Laut Waldbesitzern, Forstexperten und Umweltschützern kommt es bundesweit aktuell zu massiven Waldschäden in bisher unbekanntem Ausmaß. Die Rede ist vom „Kollaps“ ganzer Bestände. Grund ist Umweltstress vor dem Hintergrund der seit vergangenem Jahr anhaltenden extremen Trockenheit. Diese setzt allen Baumarten zu, was sie unter anderem auch anfällig für Schädlinge macht. Dazu kommen Waldbrände und Stürme. Ohnehin gelten zahlreiche Bäume hierzulande seit langem als geschädigt.
Nach Angaben Klöckners starben seit vergangenem Jahr in Deutschland bereits 110 000 Hektar Wald ab. Das entspricht beinahe der Größe des Salzlandkreises (140 000 Hektar). Zuletzt hatten verschiedene Verbände, Umweltorganisationen sowie Landesminister Alarm geschlagen. Am Mittwoch forderte der Bund Deutscher Forstleute einen „nationalen Waldgipfel“.
Bereits gestern kamen die für Forstthemen zuständigen Unionsminister aus Bund und Ländern im sächsischen Moritzburg zu einem eigenen Krisentreffen zusammen: In der „Moritzburger Erklärung“ verlangen sie vom Bund 800 Millionen Euro, die in den nächsten vier Jahren den Ländern für akute, aber auch langfristige Maßnahmen zum Erhalt des Waldes zur Verfügung gestellt werden sollen.
Bei dem für September geplanten „nationalen Waldgipfel“ soll es Klöckner zufolge sowohl um kurzfristige Hilfsprogramme zur Wiederaufforstung abgestorbener Waldflächen als auch um eine langfristige Anpassung der Baumbestände an den Klimawandel gehen. Die Lage sei „dramatisch“. Wald sei auch wichtig im Kampf gegen Klimawandel.
Die CDU-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt hat nach eigenen Angaben wegen der Dringlichkeit der Lage bereits am Mittwoch einen eigenen Fraktionsbeschluss zum Thema gefasst. „Es wurde genug geredet, es muss endlich gehandelt werden“, sagte CDU-Agrarpolitiker Guido Heuer der Volksstimme gestern zur Begründung. CDU im Land will Gesetz für Nationalpark ändern
Das Paket sieht im Rahmen eines Aktionsplans unter anderem fünf Millionen Euro Landesgeld pro Jahr zusätzlich zu bisherigen Fördermöglichkeiten zur Beräumung der Wälder von Totholz vor.
Bestehende Programme sollten dabei durch Bürokratieabbau zusammengeführt und vereinfacht werden. „Was wir brauchen, ist schnelle Hilfe“, sagte Heuer. Zudem spricht sich die Fraktion für eine Wiederaufforstung mit klimarobusten und naturnahen Wirtschaftswäldern aus. „Was wir nicht wollen, sind Urwälder“, stellte Heuer klar.
Für Zündstoff in der Kenia-Koalition könnte insbesondere die Forderung nach einer Anpassung des Nationalparkgesetzes sorgen. Die Union will, dass etwa bei einer Borkenkäferplage wie aktuell im Nationalpark Harz auch in streng geschützten Gebieten kranke Bäume gefällt und aus dem Wald transportiert werden dürfen. „Handeln wir hier nicht, drohen große Kahlflächen, Bodenerosion und am Ende Verkarstung“, sagte Heuer. Die Union will ihren Plan demnächst den Koalitionspartnern vorstellen.
Dass die Pläne den Grünen kaum gefallen dürften, machte bereits gestern eine Aussage von Bundestags-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt deutlich. In der „Rheinischen Post“ forderte sie eine „Urwaldoffensive“. „Fünf Prozent der Waldfläche wollen wir der Natur überlassen, so dass dort Natur wieder Natur sein kann, ohne menschliche Eingriffe“, sagte sie.
Von der Bundesregierung forderte sie die Einrichtung eines „Waldzukunftsfonds“, um den nötigen Waldumbau in den kommenden zehn Jahren mit einer Milliarde Euro zu finanzieren.